Radtour Weser II/Nordsee 2010
5. Tag (Mittwoch, 30. Juni 2010) |
Dangast - Wilhelmshaven - Jever - Carolinensiel
Wetter: sonnig, heiß (28 °C)
8:00 Uhr Frühstück. Volker bemerkt hinten einen Platten. Um 9:30 Uhr starten wir schließlich und landen nach 1,3 km beim Kurhaus bei einer 4,6 Tonnen schweren Granit-Skulptur "Grenzstein", die die eindeutige Form eines Phallus aufweist. Der Bildhauer Eckart Grenzer hat sein Kunstwerk 1984 direkt an der Hochwassergrenze aufgestellt mit dem Land als männlichem und dem Meer als weiblichem Element: "So kommt es durch die Gezeiten zur Begegnung oder Umarmung der Geschlechter." Heute ist es kein "Stein des Anstoßes" mehr und schmiegt sich harmonisch an den Jade-"Busen". Danach geht es am kleinen Hafen vorbei und auf dem Deichweg weiter. Bei Ebbe sieht man vom Jadebusen nur Schlick und Matsch.
Hafen Dangast
Deich-Radweg
Um 10:30 Uhr erreichen wir Wilhelmshaven (16 km). Wir besichtigen für zwei Stunden das Marine-Museum, darunter den Lenkwaffenzerstörer Mölders, das Minenjagdboot der Lindau-Klasse Weilheim und das U-Boot der Klasse-205 U-10. Das Gebiet der heutigen Stadt hatte Preußen 1853 vom Großherzogtum Oldenburg abgekauft, um einen Marinehafen zu bauen. Eigentlich sollte sie Zollern am Meer heißen, wurde aber 1869 nach König Wilhelm I. von Preußen Wilhelmshaven benannt. Da den Preußen die niederdeutsche Schreibweise mit "v" (Bremerhaven, Cuxhaven) nicht bekannt war, hatte Berlin den Namen vorübergehend in "f" korrigiert. Wilhelmshaven ist heute der größte Standort der Marine und Bundeswehr. Es hat den Tiefwasserhafen mit der größten Wassertiefe und ist der größte Erdölumschlaghafen in Deutschland.
Steuermann
Nach der Besichtigung genehmigen wir uns ein Matjesbrötchen und radeln um 13:00 Uhr in der Mittagshitze weiter. Um 14:00 Uhr erreichen wir die Burg Kniphausen (29 km), um 14:30 Uhr Sillenstede mit der Kirche St. Florian (Mitte des 12. Jh.). Die Saalkirche hat mit der Apsis eine Länge von 44 m und ist damit die größte friesische Granitquaderkirche. Der Taufstein stammt von 1250.
Burg Kniphausen
St. Florian Sillenstede
Um 15:10 Uhr kommen wir bei einem ganz besonderen Ziel an und bestellen "Vier Jever in Jever!" (43 km). In der Traditionsgaststätte "Haus der Getreuen" bleibt es nicht bei einem Jever, so dass Volker kurz danach im Schlossgarten seinen Getreuen Jaro mit seinem Fahrrad schneidet. Hier trifft sich jährlich der Fanclub von Otto von Bismarck an dessen Geburtstag am 1. April. Zu dessen Lebzeiten sandten die Getreuen alljährlich 101 Kiebitzeier als Geburtstagsgeschenk an ihn.
Jever in Jever
Um 18:00 Uhr erreichen wir Carolinensiel (65 km) und checken in der Ferienwohnung Göken, Caspersweg 10, für zwei Nächte ein (ÜF 16,50 € pP. und Nacht).
Carolinensiel
Um 19:20 Uhr besichtigen wir die alte Deichkirche samt Friedhof. Besonders berührt uns ein Grabstein, in den ein Schiff unter vollen Segeln eingemeißelt ist. Ein Einheimischer erklärt uns den Nationalsport oder das Golf der Friesen "Boßeln". Ziel des Spiels ist es, eine Kugel mit möglichst wenigen Würfen über eine festgelegte Strecke zu werfen. Ursprünglich ist es eine Mannschaftssportart, bei Einzelspielern geht es um die Weite. Unser Spieler schaffe beim Straßenboßeln 422 m, ein "Irländer" sogar 600 m. Zum Abendessen verspeisen wir stilgerecht eine Nordseeplatte im "Brückenwirt". Um 23:00 Uhr gönnen wir uns noch einen Schlaftrunk (wie immer Rotwein) in unserer Wohnküche.
Tageskilometer 65
Schnitt 16,6 km/h; Fahrzeit 4:00 h
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