Radltour Neuseeland 2006
9. Teil (Queenstown - Christchurch, 16. - 21. Februar 2006) |
Donnerstag, 16.02. Lumsden (110 km)
Wir waren also richtig froh, wieder in die Einsamkeit der Landstrasse (und weiten Landschaft) zurückkehren zu können. Zunächst radelten wir 9 km den romantischen und vor allem ungestörten Uferweg am Lake Wakatipu entlang bis zur Kawarau-Brücke, dann nach einer Kuppe 30 km auf der Uferstrasse am See entlang bis zur Endmoräne bei Kingston. Hier verkehrt noch eine Dampflok (Kingston Flyer) 14 km weit bis Fairlight, leider aber nicht zu einer uns passenden Zeit, so dass wir mit den Drahteseln statt mit der Eisenbahn weiterfahren.
Northern Southland
Mit Garston erreichten wir “New Zealand’s most inland village”, also den am weitesten von einer Küste entfernten Ort. Völlig überraschend für uns (wir waren ja die Strecke zweimal mit dem Bus gefahren und hatten ihn nicht als solchen wahrgenommen) ging es hinter Athol 4 km zunehmend bergauf zum Jollies Hill Pass (396 m; 88 km), erschwert durch starken Gegenwind, der auch unsere Abfahrt nach Five Rivers behinderte. Schließlich erreichten wir Lumsden im Oreti River Tal (einem Anglerparadies). Da das Hotel in der “Stadtmitte” nicht sehr vertrauenerweckend wirkte, sondern eher wie eine Spelunke mit Pferdewetten und merkwürdigen Gestalten, versuchten wir es erst im Motel und Campground, die aber beide besetzt waren. Anders als in Kohatu war aber unser Zimmer absperrbar und so fühlten wir uns relativ sicher. Relativ, weil die Feuerleiter außen direkt zu unserem Fenster führte.
Lumsden Hotel
Freitag, 17.02. Invercargill (81 km)
Heute
ist Kathrins
Geburtstag, leider meldet sich nur ihr Anrufbeantworter. Der letzte Tag unserer
Radltour, weil wir heute die südlichste Stadt Neuseelands (nach 2.438 Radl-km) erreichen und dann
mit Bus, Zug, Fähre und schließlich Flugzeug zurückreisen wollen (mit 62
zusätzlichen Radl-km, davon 43 km in Christchurch, ergibt das insgesamt 2.500
Radl-km).
Ein
leichter und langweiliger Tag, weil die Strasse vor allem ab Winston fast ständig
kerzengerade und eben verläuft. Dafür werden die Tage in Invercargill umso
spannender. Wir werden herzlich von Glendas Mutter June aufgenommen, einer äußerst
vitalen fast 80-Jaehrigen, die sich für das ganze Wochenende ein umfangreiches
Programm ausgedacht hat. Schon am ersten Abend entführt sie uns zur nahen Oreti
Beach, einem über 40 km langen Sandstrand mit Dünen im Westen der Stadt, wo
wir fasziniert den Sonnenuntergang (sunset) beobachten. Anschließend erleben
wir Invercargill bei Nacht, zumindest die wichtigsten Gebäude wie Town Hall,
First Church, Museum und Wasserturm.
Samstag, 18.02. Invercargill
June zeigt uns mit dem Auto die Küste westlich von Invercargill. Es geht über den netten Urlaubsort Riverton an der Oreti Beach vorbei an der Colac Bay nach Orepuki. Nach den Klippen der Te Waewae Bay drehen wir in der "Würstl-Hauptstadt" (Sausage Capital) Tuatapere um. Nachmittags besuchen wir den Anderson Park mit einem Rest von "Native Bush" und dem edlen Herrensitz Anderson House und beobachten verstohlen eine Mafia-Hochzeit. Jedenfalls halten wir sie für eine solche, weil die Herren dunkle Sonnenbrillen sowie schwarze Jacken und Hosen tragen. Während sich das Jungvolk im TV die Olympischen Winterspiele in Turin anschaut (Deutschland wird am Ende mit 11 Goldmedaillen Erster im Medaillenspiegel!), bereitet uns die unverwüstbare June leckere Sandwiches mit geriebenen Nüssen und Karotten sowie gehackten Eiern zu.
Klippen der Te Waewae Bay
Anderson House
Sonntag, 19.02. Invercargill
Wir besuchen mit June den beeindruckenden Gottesdienst in der First Presbyterian Church. Die Lieder sind zwar genauso antiquiert wie bei uns (ebenso wie die Besucher), aber die langen lila Roben des Chors machen schon was her. Geprägt durch die Predigt (soweit wir sie verstanden haben), begehen wir danach eine gute Tat und retten Invercargill vor einer Feuersbrunst: Im Queens Park hatten zwei Jungs ein Feuer gemacht, nicht mehr unter Kontrolle gebracht und waren einfach davon gelaufen, wobei sie uns noch schuldbewusst anschauten. Mit Hilfe von Golfern, die ihre Wasserflaschen opfern, sowie versengten Schuhsohlen können wir gerade noch die verschiedenen Flammenherde im Gehölz ersticken. Nachmittags bringt uns June dann bei strahlendem Sonnenschein zum (fast) südlichsten Punkt der Südinsel, der Ortschaft Bluff. (Der südlichste Punkt Slope Point liegt weiter östlich). Laut Wegweiser ist es nach New York (15.008 km) näher als nach London (18.958 km). Danach geht es hinauf auf den Bluff Hill mit Blick auf die Foveaux Strait und Stewart Island. Auf dem Rückweg zeigt uns June den alten Wasserturm sowie das Rathaus von Invercargill, in dem ihr Vater einst Bürgermeister war. Abends sehen wir uns gemeinsam June's Lieblingssendung "Doc Martin" an.
Wegweiser Bluff
Friendship between nations and generations
Kirche
Wasserturm
Town Hall Invercargill
E-Mail Nr. 4b, Wellington, Sonntag 19.02. (von Martin Taylor)
Dear
friends and family of Uta and Volker
I want to let you know that Uta and Volker are safe and well, and have finished
their cycling adventure.
On Friday 17
February, 18 days after leaving Wellington on the ferry, Uta and Volker arrived
in Invercargill, the southern-most city in the world. In Invercargill,
they have been staying with Glenda’s mother, June, who has introduced them to
the wilds and treasures of Southland.
From Invercargill, they will get a bus to Christchurch, then train and ferry
back to Wellington, arriving here on Wednesday 22 February to spend two nights
with us. On Friday they take the day train to Auckland, before starting
their long flight home to Munich on Saturday 25 February.
We have had a few phone calls, and have heard a few of their adventures, but I
will leave the telling to Volker – he says that he will compose Neuseeland 5
while he is here with us.
We are looking forward to seeing them again on Wednesday for more laughter and
story-telling before they continue on their homeward journey.
With all our best wishes
Martin, Glenda, and Lucy
Montag, 20.02. Christchurch (3 km)
Am Morgen erfreuen wir uns im Hochsommer an der Winter-Olympiade in Turin und (natürlich) deutschen Erfolgen. Danach zeigt uns June das gerade im Bau befindliche Velodrom sowie das Sportzentrum von Invercargill. Nach einem radlfreien Wochenende geht es dann lockere 3 km zum futuristischen Pyramidenbau des Southland Museums. Dort beeindruckt uns am meisten das Schicksal der Fischer und Forscher in der Subantarktis, die an Inseln gestrandet sich von Robbenfleisch ernährten, mit Robbenfellen kleideten und schließlich selten erfolgreich versuchten, mit selbst gebauten Booten zu entkommen. Um 17:30 Uhr nehmen wir traurig Abschied von unserer lieben June und fahren mit dem Bus über Dunedin nach Christchurch, wo wir um 3:00 Uhr nachts ankommen.
Dienstag, 21.02. Christchurch (43 km)
Der Busfahrer setzt uns an Denny's Restaurant ab, das rund um die Uhr geöffnet ist. Uta legt sich im Vorraum zum Schlafen nieder. Damit das Personal nicht auf uns aufmerksam wird, schläft Volker draußen auf einem Balkon, der über eine Feuertreppe erreichbar ist. Am Morgen macht sich Uta zunächst vergeblich auf die Suche nach Volker, der hoch über ihr tief schläft. Nach einem ausgiebigen Frühstück geht es mit den Fahrrädern zum Bahnhof, um die Tickets für die Reise bis Picton zu besorgen und dann zum Einchecken zur Jugendherberge Rolleston House direkt gegenüber dem Christchurch Arts Centre. Dann zieht es uns bei gleißender Sonne die 9 km ans Meer zur New Brighton Beach und Pier, wo wir einen Strandtag genießen. Am späten Nachmittag besichtigen wir die größte Stadt der Südinsel mit der Kathedrale, dem Scott Denkmal, das seine Witwe selbst gemeißelt hat, verschiedenen Colleges im britischen Stil, Hagley Park samt Avon River, Gondolieren und Botanischen Gärten. Abendessen im Arts Centre und eine recht unruhige Nacht, weil wir keinen Wecker haben und um 5:15 Uhr aufstehen müssen, um den Zug zu erreichen.
New Brighton Beach
Christchurch Cathedral
Colleges
Hagley Park