Radltour Neuseeland 2006
10. Teil (Christchurch - Auckland, 22. - 25. Februar 2006) |
Mittwoch, 22.02. Wellington (3 km)
Frühstück um 5:15 Uhr in der Jugendherberge. 3 km mit dem Radl zum Bahnhof. 7:00 Uhr bis 12:13 Uhr phantastische Zugfahrt entlang der Ostküste nach Picton, manchmal direkt am Strand. 3 Stunden Fähre nach Wellington. Herzlicher Empfang durch Martin und Lucy. Zum Abendessen (natürlich) Seafood.
Donnerstag, 23.02. Wellington
Ruhetag (Martin und Glenda sind in der Arbeit). Eigentlich wollen wir wegen des strahlenden Sonnenscheins hinunter zur Oriental Bay. Aber plötzlich schlägt das Wetter in eiskalten Regen um, so dass Volker in aller Ruhe die Neuseeland-Berichte 5 bis 7 verfassen und absenden kann. Gemütliches und etwas wehmütiges Abschieds-Abendessen mit Monica beim Italiener (!).
E-Mail Nr. 5: Hallo all Ihr Lieben! Seit Neuseeland 4 ist geraume Zeit vergangen, in der wir die gesamte Südinsel bereisten, aber entweder kein Internetcafe oder keine Zeit für einen ausführlichen Bericht fanden. So sitze ich nun am Tourende an Glendas Computer in Wellington und versuche wieder einmal, mit meinem Einfinger-Suchsystem auf einer englischen Tastatur klarzukommen. Zusammenfassend: Es war sehr anstrengend und gleichzeitig sehr schön, mit vielfältigen Eindrücken von Land und Leuten, die wir sicher noch verarbeiten müssen. Wir bringen schon Orte und Ereignisse durcheinander, die wir dann anhand unserer Notizen und Fotos (10 Filme zu entwickeln!) wieder ordnen können. In den 5 Radlwochen legten wir 2.500 km zurück, hatten nur 5 Regentage (die es aber in sich hatten). Wie erwartet (das war ja ein Grund für unsere Reise) war die Landschaft einerseits extrem abwechslungsreich mit weiten Sandstränden, hohen Dünen, malerischen Badebuchten, eingerahmt von grünem Busch, steilen Felsküsten, subtropischem Regenwald und Gletschern, die bis hinab auf 250 m Seehöhe reichten, Schluchten mit reißenden Flüssen, schneebedeckten Bergen, brodelnden Thermalquellen, wüstenähnlichen Ebenen, gelben Steppen und Hügeln und großen grünblauen Seen. Andererseits lagen zwischen diesen Highlights Hunderte von Kilometern kultiviertes Farmland mit monotoner Weidewirtschaft (40 Millionen Schafe bei 4 Millionen Einwohnern), was stundenlanges, wenn nicht tagelanges monotones Radeln mit sich brachte. Die meisten Seitenstraßen heißen “no exit”. Die Dörfer und Städte boten wenig Sehenswürdigkeiten. Die typische neuseeländische Ortschaft besteht aus einer Hauptstraße, manchmal auch einer Straßenkreuzung, mit Tankstelle, Einkaufsladen (Store) mit Takeaways (Fastfood wie Fish and Chips oder Chicken and Hot Pies), Gebrauchtwagenhändler, einem lizenzierten Laden oder Pub mit Alkoholausschank und hölzernen Einfamilienhäusern, oft mit abblätternder Farbe. Im Gegensatz zu bayerischen Dörfern fehlen das Ortsbild prägende Kirchtürme oder Rathäuser. Und ebenfalls im Gegensatz zu Bayern kann es hier passieren, dass man auf 75 bis 100 km kein Café, Restaurant, Gasthof oder Hotel findet, worauf man sich als Radlfahrer natürlich einstellen muss. Aus all diesen Gründen planen wir unsere nächste große mehrwöchige Radltour zu unserem 30. Hochzeitstag 2009 durch Italien (von der Haustür in Garmisch los über den Brenner bis Sizilien). Die Eingeborenen (natives) waren stets sehr freundlich und hilfsbereit und bemühten sich, langsam, deutlich und mit einfachen Worten zu sprechen, wenn sie erfuhren, dass wir Deutsche waren. Wenn wir unterwegs eine Rast machten, hielten manchmal Leute an, um zu fragen, ob wir Hilfe bräuchten. Aber nun der Reihe nach (es folgen die Tagesberichte ab 31.01. - siehe Teil 5 und folgende).
Freitag, 24.02. Auckland (8 km)
Martin, Glenda und Lucy bringen uns zum Bahnhof und verabschieden uns liebevoll. Wir bedanken uns für ihre Gastfreundschaft und laden sie herzlich nach Garmisch ein. Die Eisenbahnfahrt durch die Nordinsel bis Auckland ist genauso empfehlenswert wie die durch die Südinsel. Der Zug startet um 7:25 Uhr in Wellington, macht im Tongariro Nationalpark von 13:00 bis 13:45 Uhr Mittagspause und erreicht nach 681 km um 18:45 Uhr Auckland. Im Zug erfahren wir von einem tollen Angebot, das unsere Neuseeland-Tour endgültig abrundet: In der Mittagspause werden wir mit dem Bus zu einem Flugfeld gebracht und kreisen bei bester Sicht eine Viertelstunde im achtsitzigen Kleinflugzeug über der Vulkanlandschaft des Tongariro Nationalparks. Wir empfinden das dankbar als besonderes Abschiedsgeschenk von Gott, weil wir doch auf der Hinreise wegen des schlechten Wetters praktisch nichts gesehen haben. In Auckland steigen wir am Bahnhof Middlemore aus und radeln 8 km zum Kiwi Hostel in Mangere in Flughafennähe. Wir genießen ein letztes lukullisches Abendessen mit einer sehr freundlichen Bedienung.
Vulkan Mt. Ruapehu (2.797 m)
Vulkan Mt. Ngauruhoe (2.291 m)
Tongariro Nationalpark
Vulkan Mt. Ngauruhoe
Upper Tama Lake
Samstag, 25.02. Rückflug
Ausgerechnet am letzten Neuseelandtag sind uns die Kaffeefiltertüten ausgegangen. So behelfen wir uns beim Frühstück mit zwei Lagen Klopapier als Filterersatz. Mit den 5 km von Mangere zum Flughafen Auckland vollenden wir unsere 2.500 Radl-km. In den 6 Wochen Neuseeland hatten wir nur sechsmal Regen! Wir verpacken wieder unsere Räder (Lenker längs gestellt, Pedale nach innen). Weil sich auf dem Rückflug die Erde uns entgegen dreht, dauert der Flug kalendermäßig nicht mal einen Tag (wir holen uns also die auf dem Hinflug verlorene Zeit wieder zurück). Abflug Samstag, 25.02., um 14:45 Uhr (AKL - KUL 8.800 km; KUL - AMS 10.250 km; AMS - MUC 670 km), Ankunft in München Sonntag, 26.02., schon um 9:25 Uhr, wo uns dankenswerterweise unsere älteste Tochter Hanna mit dem Auto abholt und nach Garmisch bringt. Ende gut, alles gut. (Nachtrag: 1 Woche später haben wir ein solches Schneechaos in Deutschland, dass Benjamin, Tabea und Wolle mit dem Auto 11 Stunden von Berlin nach Garmisch brauchen...).