Radltour Neuseeland 2006

8. Teil (Fox Glacier - Milford Sound, 11. - 15. Februar 2006)

 

Samstag, 11.02. Lake Paringa (70 km)

Als wir nach der Besichtigung des Fox Gletschers (siehe Teil 7) mit unserer heutigen Radltour beginnen wollen, entdeckt Uta (natürlich erst, nachdem sie das Fahrrad voll beladen hat) einen Platten (ihren 4.). Dies kommt ganz gelegen, denn als Volker mit dem Flicken fertig ist, hat der Regen aufgehört, so dass wir einen trockenen Radltag haben. Dieser gestaltet sich auch deshalb ganz angenehm, weil es eigentlich stets leicht bergab geht und wir einen guten 24 km/h Schnitt fahren können. In Bruce Bay kommen wir endlich mal wieder kurz ans Meer, dann geht es wieder ins Hinterland, weiterhin auf meist ebener Strasse. Nach Kaffee und Kuchen in der Salmon Farm erreichen wir Lake Paringa. Kaum haben wir unser Quartier bezogen, fängt es wieder zu regnen an, weshalb wir leider nicht mit einem Kanu hinaus auf den See können. Wir sehen im TV Nicholas Cage in “National Treasure” und verstehen den Film, weil Volker ihn schon mal im Kino auf Deutsch gesehen hat.

 

Sonntag, 12.02. Haast (55 km)

Vor dem Start flickt Volker in seinem hinteren Schlauch Loch Nr. 2 und 3 und hofft vergeblich, dass der Regen bis dahin aufhören möge. So geht es im strömenden Regen los und pitschnasse Radler fragen in der piekfeinen Lake Moeraki Wilderness Lodge (mit dem Hinweisschild “no public facilities”) rotzfrech, ob sie einen Kaffee bekommen könnten, woraufhin sie prompt vom Manager eingeladen werden.

Knights point

Knights point

Knights point

Danach geht es hinauf zum berühmten Aussichtspunkt Knights Point. Berühmt für die fantastische Felsküste einerseits und die aggressiven Sandflies andererseits. Touristen steigen aus dem Auto, machen Fotos und fangen dann an, wild um sich zu schlagen, während die Autan-geschützten Uta und Volker gemütlich Brotzeit machen. Nach weiteren Anstiegen und grandiosen Aussichten und einer letzten Abfahrt erreichen wir schließlich das flache Tal rund um den Haast River. Da inzwischen sogar die Sonne scheint und wir Zeit haben (weiter als Haast können wir heute nicht fahren mangels anderer Unterkunftsmöglichkeiten), nehmen wir in den Sanddünen an der Mündung des Ship Creeks ein Sonnenbad und breiten alle nassen Klamotten zum Trocknen aus. Da das Schwimmen im Meer, wie fast überall an der Westküste, wegen der Strömungen zu gefährlich ist, baden wir in dem kalten, tannin- und huminsäurebraunen Bach. Anschließend überqueren wir auf der längsten one lane bridge Neuseelands (Brücke mit nur einer Fahrspur) den Haast River und quartieren uns in der JH (Jugendherberge) ein. Dann wappnen wir uns mit einem reichhaltigen Abendessen und viel Speight’s Bier (The pride of the south) für die morgige Königsetappe über den Haast-Pass.

 

Montag, 13.02. Lake Hawea (128 km = Tour-Rekord)

Morgennebel im Haast Valley

Morgennebel im Haast Valley

Thunder Creek Falls

Thunder Creek Falls

Am Big Bluff feiern wir unseren 2000. Tourkilometer. Es geht stetig leicht bergauf durch das unbesiedelte Haast River Tal. Nach 50 km erreichen wir die 28 m hohen Thunder Creek Falls und müssen nun 3 km steil, sehr steil bergauf schieben. Danach geht es auf einem Hochplateau weiter den Fluss entlang leicht bergauf, bis wir den Haast-Pass (564 m, 60 km), die Grenze zwischen Ontago und Westland, erreichen. Auf der anderen Seite geht es den Makarora River entlang wieder hinab. Die Landschaft ist viel trockener, Gras und Berge leuchten gelb. Wir erfreuen uns an den neuen Farben und weiten Ausblicken nach all den Tagen im dichten grünen Regenwald der Westküste. In Makarora (79 km) machen wir Mittag und Volker muss den 4. Platten hinten flicken. 

Lake Wanaka

Lake Wanaka

Lake Hawea

Lake Hawea

Uferstraße des Lake Hawea

Lake Hawea

Danach geht es mit Rückenwind leicht bergab zum langgestreckten blaugrünen Lake Wanaka, an dessen Ufer wir 10 km entlang radeln, bis wir über den Sattel The Neck (405 m, 105 km) zum ebenso schönen Lake Hawea wechseln. Leider müssen wir noch am Ende dieses langen Radltages eine kleine Anhöhe (Lookout) bewältigen, die Volker dann mit einer Rekordgeschwindigkeit von 83,7 km/h wieder hinabrast (nicht ganz einfach mit all dem Gepäck hinten drauf!).

 

Dienstag, 14.02. Queenstown (126 km)

In mehrfacher Hinsicht ein Überraschungstag, weil wir in unserer 1 : 1.700.000-Karte die wahren Gegebenheiten nicht ganz erkennen konnten und unerwartet fast kein Quartier mehr fanden. Zunächst lief alles bestens, bis Cromwell (64 km) ging es meist flussabwärts mit einem guten Fahrschnitt. Dort Mittagessen und Volkers 5. Platten. Weiter in guter Stimmung durch Obstplantagen und Weingärten bis zum unteren Ende der Kawarau Schlucht (71 km).

Kawarau-Schlucht

Kawarau-Schlucht

Was wir zu diesem Zeitpunkt nicht wissen und unserer Karte nicht entnehmen können ist, dass dieser Fluss der Ablauf des Lake Wakatipu ist und es somit noch 48 km flussaufwärts geht! Zunächst sind wir erstaunt über die Länge der Felsschlucht (16 km), dann erwarten wir bis zum Ende vergeblich eine Wasserscheide und Abfahrt "hinunter" zum See. Und dann kommt im Gibbston Tal, dem Valley of Wines, alles zusammen: es geht bergauf, starker Gegenwind, strömender Regen und Volkers 6. Platten. Dieser kauert unter dem Regencape und versucht, den Schlauch fürs Flicken trocken zu halten, während Uta seinen Rücken vor dem Regen schützt, so gut es geht. Noch ein weiterer Platten und Volker hätte sich in den Straßengraben gesetzt, zunächst bitterlich geweint und dann an einer Weinprobe teilgenommen! So erreichen wir erst um 19:30 Uhr Queenstown. Dass es die größte Touristenmetropole von ganz Neuseeland ist, erkennen wir an den Schildern “no vacancy” an jeder Unterkunft. Sämtliche Hotels, Motels, Backpackers und Holidayparks haben kein freies Bett, und es wird immer dunkler und kälter. Die ebenfalls volle JH will uns wedert am Boden noch auf dem Sofa in den Wohnräumen schlafen lassen. So empfinden wir es als wahres Gottesgeschenk, dass wir kurz vor 21:00 Uhr doch noch 2 freie Betten in einem Hostel finden und dort sogar noch unseren morgigen Busausflug an den Milford Sound buchen können.

 

Mittwoch, 15.02. Queenstown (Milford Sound)

Gestern sind wir völlig verstört aus der Einsamkeit der Westküste in den Trubel von Queenstown geraten. Heute erleben wir einen in jeder Hinsicht einmaligen Tourismus-Tag, nur um auch noch den berühmten Milford Sound zu sehen (wie wohl jeder NZ-Reisende). 300 km Anreise über Five Rivers und Te Anau macht mit Pausen 5 Stunden Busfahrt, dort 1 ½ Stunden Schifffahrt und wieder 4 ½ Stunden mit dem Bus 300 km zurück. Wie Schafherden wurden die Touristen der unzähligen Busse durch Massen-Toiletten, Sehenswürdigkeiten wie Spiegelsee und The Chasm Wasserfall sowie an Bord der Schiffe getrieben. Sieht man von diesen unangenehmen Begleiterscheinungen ab, so war die Busfahrt durch die alpinen Gebirgszüge rund um den Homertunnel kurz vor dem Milford Sound durchaus beeindruckend. 

Mitre Peak

Mitre Peak am Milford Sound

Mitre Peak

Milford Sound

Milford Sound

Gleiches gilt für das klassische Neuseeland-Werbebild mit dem steil aus dem Milford Sound aufragenden Mitre Peak und den verschiedenen Wasserfällen. Einmal raus ans offene Meer zu den Seerobbenbänken und zurück. Einmal immer näher ran an den Wasserfall fast bis zur Dusche und zurück zur Anlegestelle. Einmal Milford Sound – aber nie wieder… Dem Vernehmen nach hatten wir mit dem Wetter Glück (weiße Wolken, ein paar Fetzen blauer Himmel und zwischendurch sogar Sonnenschein), da es üblicherweise dort regnen soll. 

Wasserfall

Wasserfall am Milford Sound

Wasserfall am Milford Sound

Robbenbänke

Robbenbänke

Abends in Queenstown ging der Trubel weiter, die viel zu kleine Innenstadt und sämtliche Restaurants waren sowohl von sehr jungen als auch sehr alten Touristen völlig überfüllt.

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