Radltour Neuseeland 2006

7. Teil (Motueka - Fox Glacier, 5. - 11. Februar 2006)

 

Sonntag, 5.02. Kohatu (58 km)

Nach einem Besuch des historischen Friedhofs von Collingwood (einige Goldgräber verstarben auffällig früh...) geht es mit dem Bus über den Takaka Hill zurück nach Motueka.

Rast am Motueka-River

Rast am Motueka-River

Von hier radeln wir das liebliche Motueka-Valley flussaufwärts bis Kohatu Junction, einem alleinstehenden Hotel, laut Uta das “Wirtshaus im Spessart”. Unten drei betrunkene Farmer, oben alle Zimmer und sanitären Einrichtungen ohne Türschloss, Schlüssel und Licht. Volker versucht durch Schnarchen potenzielle Räuber abzuhalten, verärgert aber Uta dadurch nur noch mehr.

 

Montag, 6.02. Inangahua (126 km)

Nach einer harten Nacht (siehe gestern) ein harter Tag (siehe heute): Wir müssen notgedrungen einen neuen Tagesrekord aufstellen, weil wir vorher keine Schlafgelegenheit finden. Zunächst läuft es im Clark Valley wie gestern den Motueka River entlang ganz angenehm, weil die sanfte Steigung gut fahrbar ist. Nur die letzten 2 km vor dem Hope Sattel (637 m) sind etwas steiler. Nach einer 3 km langen Abfahrt rollt es sich ganz locker zunächst am Hope und dann am Buller River entlang, so dass wir mittags in Murchison schon 75 km zurückgelegt haben. Dieser Mittagsrekord macht uns etwas sorglos (weil wir der Karte nicht ganz exakt entnehmen können, dass der nächste Ort mit Unterkunft erst nach 50 km kommt).

Buller Schlucht

Obere Buller Schlucht

Hängebrücke

Hängebrücke

Wir überqueren die obere Buller Schlucht auf der mit 110 m längsten Hängebrücke Neuseelands und besichtigen den Swingbridge Park. Danach “zieht” sich die Strecke, auch weil die Strasse immer mal bergauf geht (obwohl wir eigentlich flussabwärts fahren). Die verlassene Goldgräberstadt Lyell bietet nur Zeltplätze, so dass wir uns bis Inangahua zur Inwood Farm (Backpackers) durchquälen. Utas Hinterreifen ist an der Felge verschlissen, so dass der Schlauch zu platzen droht. Unterstützt von lästigen sandflies (mückenähnlichen Sandfliegen) wechselt Volker den Vorderreifen nach hinten und montiert seinen abgefahrenen, aber intakten “Reserve-Reifen” nach vorn.

 

Dienstag, 7.02. Punakaiki (106 km)

 Utas Geburtstag: ihr “Geschenk” hat sie schon gestern Abend vom übel zerstochenen Volker erhalten. Es geht durch die untere Buller Schlucht zur Westcoast. Mittagspause in Westport, neuer Reifen für Uta.

Westport

Westport

Leider verläuft die Straße danach nicht an der Küste entlang, sondern über Hügel im Hinterland. So müssen wir in glühender Hitze 2 km hinauf zum Costello Hill und hinter Charleston nochmals 4 bzw. 1 km bergauf, unterbrochen durch entsprechende Abfahrten. Endlich landen wir nach 90 Tageskilometern doch noch an der Küste und genießen die “Sternchenstrecke” entlang der Tasman Sea. Leider stellt sich heraus, dass praktisch an der gesamten Westküste der Südinsel das Baden wegen der Unterströmungen der Brandung gefährlich ist. Dafür werden wir mit herrlichen Aussichten, dschungelähnlicher Landschaft und Palmenhainen entschädigt.

Brandung

Westcoast

Westcoast

Palmen

Palmen

In Punakaiki besichtigen wir die berühmten Pancake Rocks (durch Wind und Wasser geformte Felsen, die wie aufeinandergestapelte Pfannkuchen aussehen). Geburtstagsfestessen mit Greenshell Mussels als Vorspeise, mächtigem Ribeye Steak für Uta und Fisherman’s Basket für Volker. Nachts beunruhigt uns ein gewaltiges Unwetter mit Wolkenbruch.

Pancake Rocks

Pancake Rocks von Punakaiki

Pancake Rocks von Punakaiki

 

Mittwoch, 8.02. Hokitika (86 km)

Am Morgen besuchen wir nochmals die Pancake Rocks in der Hoffnung, auch die Blowing Holes zu sehen, werden aber wieder enttäuscht. Bei Flut sollen aus Löchern in den Felsen kleine Geysire spritzen. Nachdem nachts schon ein gewaltiger Wolkenbruch war, begleitet heute Dauerregen unsere Reise. Zunächst angenehm zu fahrende Küstenebene, dann vereinzelte Anstiege, die allerdings gute Ausblicke auf die Felsküste gewähren. Im flachen Hinterland dann bis Greymouth (Grey = grau, d.h. die Stadt trägt ihren Namen mit vollem Recht), im strömenden Regen in der Küstenebene über Kumara Junction nach Hokitika (klingt für mich japanisch wie Hirohito). Backpackerquartier über einem Jade-Grünstein-Laden neben dem “berühmten” Uhrturm, Abendessen beim Chinesen.

Hokitika

Hokitika

Donnerstag, 9.02. Whataroa (105 km)

Zunächst wieder angenehm zu fahrende gerade Küstenstraße bis Ruatapu. Abwechselnd Savanne, Busch und Regenwald. Zweites Frühstück in Ross. Mittagessen in Pukekura beim Bushman’s Center: Würsteleintopf auf Possumfellen. Vom Lake Janthe schier endlose (genauer gesagt 12 km lange) kerzengerade Straße bis zur Brücke des Wanganui-Rivers. Kaffee und Kuchen in Hari Hari. 3 km hinauf zum Mount Hercules und hinab in das weite Flusstal des Whataroa Rivers. Der überforderte Campingplatzbesitzer hat jeden Überblick verloren und weist uns zunächst zwei Kabinen zu, die bereits besetzt sind.

 

Freitag, 10.02. Fox Glacier (74 km)

Wir radeln zunächst durch eine ebene Landschaft mit beeindruckender Vegetation. Auf der Fahrt zum Franz Josef Gletscher (vom österreichischen Forscher Haast nach seinem Kaiser benannt) sehen wir erstmals den schneebedeckten Mount Cook in der Ferne. Jedenfalls hoffen wir, dass er es auch ist. Nach einer 4 km langen, nicht zu steilen, dafür sehr staubigen Schotterstrasse beginnt der Fußweg zum Gletscher. 

Vegetation

Tolle Landschaft

Mount Cook

Mount Cook

Franz Josef Gletscher

Franz Josef Gletscher

Da die Sonne im Rücken steht, ist der Gletscher gut ausgeleuchtet. Nach einer halben Stunde erreichen wir die Gletscherzunge auf nur etwa 250 m Meereshöhe. Unten ist der Gletscher eher schmutzig grau bedeckt, aber weiter oben türmen sich blau schimmernde Eiswände auf. Der Gletscher reichte früher noch weiter ins Tal, wie man am Gletscherschliff in den Felsen erkennt. Nach einer Brotzeit geht es zurück. 

Eiswände

Gletscherzunge

Eiswände

Eiswände

Uta im Gletscherschliff

Uta im Gletscherschliff

Da es nur 25 km bis zum nächsten Gletscher sind, denken wir, in einer guten Stunde dort zu sein und täuschen uns damit gewaltig. Wir müssen nämlich auf dieser kurzen Strecke drei steile Bergausläufer überwinden und jeweils wieder im Tal anfangen. So geht es zunächst 4 km hinauf zum Omoeroa Sattel, dann 3 km hinab zum gleichnamigen Fluss, 2 km hinauf zum Waikukupa Sattel, 3 hinab zum River und nochmals 3 km hinauf zum Cook Sattel, von dem wir dann 4 km bis Fox Glacier (63 Tageskilometer) rollen. Wir fahren 6 km weiter zum Lake Matheson, von dem wir eine herrliche Aussicht auf Mount Tasman (3498 m) und Mount Cook (3753 m) haben, wobei letzterer allerdings in Wolken gehüllt bleibt. Ein Bekannter schickt uns später ein Bild des unverhüllten Mt. Cook, das er allerdings von der Ostseite her aufgenommen hat.

Mt. Tasman und Mt. Cook von Lake Matheson aus

Mt. Tasman und Mt. Cook von Lake Matheson aus

Mount Cook von Osten

Mount Cook von Osten

Der 1 ½ stündige Spaziergang um den See führt durch dichten Regenwald an schöne Aussichtspunkte wie view of the views oder reflecting island. Dort genießen wir auf einer Bank die herrliche Abendstimmung, immer in der Hoffnung, dass auch der Gipfel des Mount Cook frei werde, und werden schließlich doch von sandflies (und unserem eigenen Hunger) vertrieben.

 

Samstag, 11.02. 

Vor der heutigen Weiterfahrt nach Lake Paringa wollen wir natürlich auch den Fox Glacier besichtigen. Leider haben wir strömenden Regen und fahren deshalb mit dem Shuttlebus zum Parkplatz des Fox Gletschers. In 30 Minuten erreichen wir auch hier die Gletscherzunge und haben natürlich verglichen mit dem gestrigen guten Wetter einen ganz anderen, düsteren Eindruck. Das Tal ist übersät mit herabgestürzten Felsbrocken (und einer oberhalb unseres Weges sieht so aus, als werde er bald ebenfalls herabrollen – jedenfalls geht Uta etwas schneller). Überall schießen Wasserfälle die Wände herab, der Gletscher ist schmutzig grau, das Schmelzwasser ebenso – und wir selbst sind trotz Regencape tropfnass und frieren.

Gletscherzunge

Gletscherzunge des Fox Glacier

Gletscherzunge des Fox Glacier

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