Radltour Mainz 2001
2. Tag (Samstag, 14. April 2001) |
Harburg - Nördlingen - Rothenburg ob der Tauber
Wetter: sonnig-bewölkt, bitterkalt, Gegenwind
7.30 Uhr Frühstück. In der Morgensonne Fotos von der Stadt an der Wörnitz und Schloss Harburg.
Harburg
Kraterrand
8.15 Uhr Start. Wir passieren den letzten Hügel am südlichen Kraterrand des Nördlinger Rieses, das von einem Meteoriteneinschlag vor 15 Millionen Jahren gebildet wurde. Nach kilometerlanger schnurgerader Strecke erreichen wir um 9.30 Uhr Nördlingen (18 km) durch das Reimlinger Tor. Wir besteigen den Daniel genannten 90 m hohen Turm der St. Georgskirche mit seinen 350 Stufen. Unter der Türmerstube findet sich für den Lastenaufzug ein Tretrad, das von Gefangenen betrieben werden musste. Blick übers weite Ries, die kreisförmig angelegte und von einer 2,7 km langen Wehrmauer umgegebene mittelalterliche Stadt sowie das Zentrum mit Rathaus.
Reimlinger Tor
Tretrad
Nördlingen
Müsli und Milch einkaufen in Wallerstein. Zunehmende Bewaldung um Fremdingen. Ab Wilburgstetten (42 km) treffen wir wieder auf die Wörnitz, die wir nun nicht mehr verlassen. 12.30 bis 14.15 Uhr Mittagessen in Dinkelsbühl (50 km). Ort- und zeitgerecht Maultaschensuppe und Lammbraten. Weiter im Wörnitztal über Larrieden, Reichenbach, Zumhaus und Waldhausen bis Wörnitz (75 km). 16.00 bis 16.30 Uhr Kaffee und Apfelstrudel. In Schillingsfürst Wörnitzquelle (78 km) und europäische Wasserscheide auf der Frankenhöhe. Unterhalb Schloss Schillingsfürst geht es hinab ins romantische Taubertal nach Diebach und Gebsattel. Für den Rest der Reise bis Mainz werden wir die Tauber und den Main bis zur Mündung in den Rhein begleiten und haben deshalb keine Anstiege mehr zu erwarten.
Dinkelsbühl
Wörnitzquelle
Schloss Schillingsfürst
Rothenburg ob der Tauber
18.30 Uhr Rothenburg ob der Tauber (TRP 95 km, AVS 14,0 km/h, also schon etwas besser als gestern; STP 6:50 h; MAX 46,0 km/h). Das schützende Hochufer hinauf zum Gasthof "Zur goldenen Rose" ÜF 39,- DM. Während Uta sich den Schweiß abwäscht, schaut Volker "Ran". Bayern verspielt mit einer Heimniederlage gegen Schalke fast die Meisterschaft. Abendessen Schweinesteak bzw. fränkische Schlachtplatte. Danach nächtlicher Bummel am Plönlein vorbei zum Rathaus.
Plönlein
Nachtwächter
"Torschlusspanik"
Höhepunkt nicht nur des Tages, sondern der ganzen Tour ist die Führung durch einen äußerst unterhaltsamen Nachtwächter (21.30 bis 22.30 Uhr). Unterwegs wird uns die Herkunft etlicher Redewendungen veranschaulicht: Die Nachttöpfe wurden mit einem Warnruf auf die Straße gekippt. Statt nach oben zu schauen ("Das kann ins Auge gehen") musste man möglichst rasch beiseite springen. Die Abwasserrinne in der Straßenmitte hieß Gosse ("Du landest noch in der Gosse"). Wer als Angreifer einer Pechnase in der Wehrmauer zu nahe kam, hatte "Pech gehabt". Wenn das Tor versperrt war, musste man für den Einlass durchs "Mannloch" teuer bezahlen ("Torschlusspanik"). Um Platz im Magen für neue Völlerei zu schaffen, benutzte man Reiherfedern, mit denen man den Gaumen reizte ("Ich muss gleich reihern"). 250 Jahre wurde die reiche, von drei Seiten natürlich geschützte Reichsstadt nicht erobert. 1631 schaffte Tilly das im Dreißigjährigen Krieg in 3 Tagen, als seine Kanonen den Pulverturm trafen. (Eine andere Version lautet, dass der Rothenburger Waffenmeister mit einer Fackel nachschauen wollte, wieviel Munition noch da war...) Von seinen 40.000 Soldaten wurde die Hälfte für drei Monate bei den 6.000 Bürgern einquartiert. Wir bleiben dagegen nur eine Nacht.
Tageskilometer 95