Radltour Gibraltar 2019

1. Woche (Garmisch - Genua, 19. - 25. April 2019)

 

Karfreitag 19.4. Ab heute erfülle ich mir einen langgehegten Traum und fahre mit dem Radl bis Gibraltar! Die Route wird markiert durch die vier "G" Garmisch - Gardasee - Genua - Gibraltar. Als Pensionär habe ich unbegrenzt Zeit, während die Frau meines Lebens noch berufstätig ist. Heute ist das Wetter sonnig und es wird 22 °C warm. 7:30 Uhr Start in Garmisch. Den Loisachradweg flussaufwärts. 9:15 Brotzeit an der Tankstelle Schanz mit Landjägern, Almdudler und Cappuccino (20). Durchs Ehrwalder Becken nach Biberwier und dann bergauf. 11:30 - 12:15 Rast am Fernpass (1.210 m; 35 km) Currywurst mit Pommes und zwei Zipfer Märzen. 10 km lange Abfahrt bis zum Ortsende von Nassereith (45). Schotterweg am Gurglbach bachabwärts (der Tschirgantradweg ist gerade im Bau). Ab Dollinger asphaltierter Weg direkt am Bach. Bei der Knappenwelt Gurgltal ans linke Ufer. 13:45 Innradweg bei Karrösten (59). Schönwies (68). Kronburg hoch über dem Inntal. Teilstück der Via Claudia Augusta, Felsstufen mit Karren-Geleisen. 15:45 Landeck (79). Die Steigung innaufwärts nimmt zu. 16:45 Lange Brücke (88), Schauplatz der Tiroler Freiheitskriege 1703 und 1809 bei Pontlatz (= pons latus). Hier in der Talenge konnte man die Feinde am Passieren hindern. 17:15 Prutz (92) Almdudler, Cappuccino und Gebäck. Von Ried bergauf bis St. Christina und wieder runter. Tösens (100). 19:30 Uhr Pfunds (110 km) Hotel Edelweiss ÜF 51,- Abendessen Knoblauchcremesuppe, Grillteller, Salat.

Karsamstag 20.4. Wetter heiter, 22 °C. 7:00 Frühstück. 7:45 Start. Weil um diese Zeit am Samstag kaum Verkehr ist, nehme ich nicht den längeren Innradweg über Martina, sondern die B 180 mit 6,6 km/h Richtung Reschenpass. Die zwei je 500 m langen Tunnel bei Finstermünz haben einen schmalen Gehsteig. 8:45 Rast an der Festung Nauders (9). Zwei Serpentinen hoch bis Nauders (12). Laut Schild soll der Reschenpass an der Grenze zu Italien sein (18), die tatsächliche Passhöhe liegt allerdings 2 km weiter im Ort selbst (1.507 m; 20 km). 10:30 Bier auf der Seeterrasse mit Blick auf den eisbedeckten Reschensee. Brotzeit mit Kaminwurzn, Brezn und Rotwein am Seeufer.

Reschensee

Reschensee

Alt-Graun

Alt-Graun

12:30 Kirchturm Alt-Graun im See (23). 13:00 See-Ende am Staudamm (28). Haidersee. Fischerhäuser. Herrliche Abfahrt mit maximal 49,0 km/h über Mals nach Schluderns (46). Dort Limonade, Cappuccino und Vanillehörnchen. 15:45 Uhr Eyrs (53 km). Pension Edelweiss ÜF 40,-. Sonnenbad auf der Terrasse.

Ostersonntag 21.4. Wetter heiter, 22 °C. 7:30 Frühstück. 8:00 Start. Es geht die Etsch abwärts durch den Vinschgau. Blühende Obstplantagen und schneebedeckte Bergketten. Ab Schlanders ist der Etsch-Radweg durchgehend asphaltiert und verläuft fast immer auf dem Deich. 10:00 Wasserkraftwerk Töll (40), d.h. in den ersten zwei Stunden Fahrschnitt 20 km/h. Pause am Wasserfall mit Lemon Soda und Cappuccino. 6 km lange Abfahrt über Algund nach Meran (46). Durchs Zentrum zur Passerpromenade (48). Ab Tageskilometer (56) verläuft der Radweg zwischen Bahngleis und Etsch am linken Ufer. 12:00 Brücke nach Andrian (70). In Unteretsch sind die Obstbäume schon am Verblühen. Brücke Eppan (76). Radstation Wiesl. Burg Sigmundskron. 13:00 Mittagspause an der Mündung des Eisack in die Etsch (83) mit Schüttelbrot, Landjägern, Käse und Pompelmo-Limo. Flusskilometer des Eisack 99,5 und der Etsch 102,5. Um 14:30 im Biergarten vom Castelfeder Grill (97) Currywurst mit Pommes und Bier. Wegen starkem Gegenwind auf dem frei liegenden Deich schaffe ich nur 10 km/h. 16:30 Grenze in der Salurner Klause zwischen Südtirol und dem Trentino (111). Wegen dem starken Gegenwind auf dem Deich und dem geringen Verkehr wechsle ich auf die SS 12. 18:00 Avisiobrücke hinter Lavis (125). 18:30 Uhr Trient (132 km). Hotel Villa Fontana direkt am Etschradweg bei der Brücke Ponte S. Giorgio, ÜF 47,50. Oster-Abendessen Strangolapreti (Klößchen nach Trentiner Art), Forellenfilet auf weißem Spargel, Pannacotta mit Karamelsauce.

Ostermontag 22.4. Wetter sonnig-bewölkt, abends bedeckt. 6:45 Frühstück (von der netten Bedienung Cappuccino mit Smiley). 7:10 Start.

Etsch bei Trient

Etsch bei Trient

Blick auf den hoch über der Etsch gelegenen Naturpark Doss Trento mit dem Mausoleum von 1935. Der Radweg verläuft auf dem Etschdeich. 9:00 zweites Frühstück in Rovereto (27) mit Lemon Soda, Cappuccino und Marmelade-Croissant. In Mori (34) verlasse ich das Etschtal Richtung Gardasee. Der Radweg verläuft auf einer 13 km langen ehemaligen Bahnstrecke (Ferrovia Mar). Hinter Loppio (39) ein ehemaliger See, heute Moor. Höchster Punkt am Passo San Giovanni (287 m; 42,5 km). Um 11:25 in Nago Blick auf den Gardasee.

Gardasee von Nago aus

Gardasee von Nago aus

Leider verfehle ich den Radweg nach Torbole und rolle deshalb völlig unbeabsichtigt die Autostraße nach Arco (50) hinab. Von dort am Fluss Sarca entlang zum Gardasee. Mittagspause in einem Biergarten. 13:30 Torbole sul Garda (57).

Torbole

Torbole

Gardasee 

Gardasee 

Viel Wind, viele Surfer. Blick auf das felsige Westufer mit Galerien. Leider gibt es keinen Radweg an der Uferstraße! 14:30 Malcesine (70) mit Burg und altem Hafen in der Altstadt. Erfreulicherweise fährt gleich um 15:05 ein Boot nach Peschiera ab und ich erspare mir so die unangenehme Uferstraße. Ticket 13,70 und Radl 5,40 für 2 1/2 Std. entspannte Schifffahrt. 16:35 Garda an, 16:50 Bardolino an, 17:07 Lazise an. 17:35 Uhr Peschiera del Garda (71 km). Venezianische Festungsanlagen Forte San Marco. Durch die Porta Verona zur Vecchia Marina (alter Hafen). Der Mincio ist der einzige Abfluss des Gardasees. Hotel Johnson ÜF 51,-. Zum Abendessen Muscheln als Vorspeise, fritto misto di pesce und Bardolino.

Ab Peschiera gibt es im wesentlichen drei Strecken nach Genua. Da ich durch Parma und das Val di Taro (A) schon mal mit Uta bis Borgo geradelt bin und die nordwestliche Route über Po, Tortona und Scrivia (C) mir optisch länger erscheint, entscheide ich mich für die Direttissima über Piacenza, Val Tidone und den Apennin (B). Erst in der Nachbearbeitung daheim stelle ich fest, dass Variante (C) mit Abstand die günstigste gewesen wäre: (A) 251 km, 1.799 hm, 1 Pass. (B) 239 km, 2.487 hm, 6 Pässe. (C) 246 km, 708 hm, 1 Pass.

Dienstag 23.4. Wetter Regen, 15 °C. 7:45 Frühstück. 8:15 Start. 4 km bergauf. Strömender Regen. Pozzolengo (8). Solferino (15). Hier fand am 24.6.1859 eine Schlacht zwischen Frankreich und Sardinien-Piemont gegen Österreich statt, das hier die Lombardei verlor. Henri Dunant wurde Zeuge des Elends der Verwundeten und gründete das Rote Kreuz. Leider weiter strömender Regen, so dass ich auskühle. Hinter Solferino beginnt die Poebene. Bis zum Horizont ist die Landschaft flach. Mit Rückenwind Fahrgeschwindigkeit 24 km/h. 10:15 Medole (24) Limonata calda (= warm), Cappuccino und Gebäck. Auf freier Strecke überfällt mich ein typischer italienischer Wolkenbruch. Die Schlaglöcher laufen voll, so dass ich sie nicht mehr sehen kann und immer wieder reinrumpel! 11:45 Asola (40). Brücke über den Oglio bei Le Caselle (50). Wieder Rückenwind. S. Antonio. Cicognolo (60). 13:30 Cremona (75) Pranzo di lavoro (Arbeiteressen) Tagliatelle und Cotoletta für 9,- sowie 1/4 l Wein für 2,-. Strömender Regen an der Po-Brücke (79). Via Po (Po-Radweg) asphaltiert auf dem Deich, meist ohne Blick auf den Fluss, sondern auf Äcker und Geruch von Schweinegülle. Olza. Monticelli d'Ongina. San Nazzaro. Caorso (96). Immer noch strömender Regen. 18:00 Piacenza (114 km) App. Diana im Zentrum Ü 40,-. Abendessen in Pizzeria.

Mittwoch 24.4. Wetter mittags Regen, sonst sonnig-bewölkt. 7:00 Start. Morgennebel in der Poebene.

Po-Ebene

Nebel in der Po-Ebene

7:45 Frühstück in San Nicolò a Trebbia (10). Zwei Cappuccini und ein Marzipan-Croissant 3,30 €! Gragnanino. Tidone-Brücke (20) bei Mottaziana. Leicht bergauf mit 12 km/h über Breno und Bilegno. 10:00 Castelnovo (29) am Fuß des Apennin. Ich stärke mich für den Anstieg mit Schinkenbrot, Käsebrot mit Gorgonzola (mit köstlicher Rinde) und Moretti-Bier. Als Proviant  eine 1,5 l Flasche Tidoncello, ein vino frizzante rosso aus der Region (Cantina Valtidone), der bis Genua hält. Die Steigung wird zunehmend steiler, meine Fahrgeschwindigkeit entsprechend weniger von 9 auf 6 km/h. 12:30 Mittagessen in Caminata (46) Pizzeria "La Curva". Am Stausee Lago di Trebecco entlang und danach wechselnd schieben und radeln zum Abzweig Passo del Penice (55) und nach Zavattarello (56). Um 16:30 erreiche ich den ersten Sattel meiner Apennin-Durchquerung in Pietragavina (746 hm; 63 km). Einerseits genieße ich die 6 km lange Abfahrt nach Varzi am Torrente Staffora (416 m; 69 km), andererseits geht es wieder 6 km bergauf, erst nach Molino di Nivione, zuletzt Schieben mit 3,6 km/h. 17:50 zweiter Sattel La Canova (574 m; 75 km), von dort 4 km Abfahrt durch Fabbrica Curone hindurch und den Torrente Curone flussabwärts. 18:00 Malvista (80 km) Agriturismo Cascina ÜF 43,-. Zum Abendessen reichhaltige Schinken-Käseplatte. Heute bin ich vom Po 50 km bergauf in den Apennin geradelt!

Donnerstag 25.4. Wetter anfangs sonnig, mittags zieht es zu. 7:30 italienisches Frühstück mit Zwieback, Marmelade und Espresso. 8:00 Start mit 6 km langer Abfahrt den Curone flussabwärts bis San Sebastiano Curone (330 m; 6 km). Nun geht es 7 km ein ruhiges Nebental aufwärts mit zunehmender Steigung (und abnehmender Geschwindigkeit 9/6/3,6 km/h und in den Serpentinen sogar nur 3,2 km/h). 9:30 dritter Sattel Dernice (601 m; 13 km). Den Höhenrücken entlang bis Vigoponzo. 3 km Abfahrt nach Colonne im Val Borbera. 10:00 - 10:30 zweites Frühstück in Cantalupo Ligure (388 m; 21 km). Über die Borbera-Brücke geht es nach Rocchetta Ligure und den Torrente Sisola flussaufwärts nach Sisola (27) mit alter öffentlicher Waage.

Rocchetta Ligure

Rocchetta Ligure

Öffentliche Waage Sisola

Öffentliche Waage Sisola

Don Camillo und Peppone 

Don Camillo und Peppone 

Wieder fällt mit zunehmender Steigung der Fahrschnitt auf 10/8/6/4,8 km/h. 12:15 - 13:30 Mittagessen im Ristorante Morando in Lago Patrono (32). Primo Tagliatelle con i funghi porcini. Secondo Agnello fritto. Dolce Tiramisu und Cappuccino. Am Nebentisch sitzen Don Camillo und Peppone. Nach 3 km erreiche ich den vierten Sattel Costa Salata (797 m; 35 km). 6 km Abfahrt in Serpentinen mit maximal 45 km/h nach Vòbbia (460 m; 41) am gleichnamigen Fluss. Wieder geht es 4,5 km hinauf zum fünften Sattel Crocefieschi (741 m; 45,5 km). Um 16:00 erneute Abfahrt, erst in Serpentinen bis Camarza, dann den Bach Seminella abwärts. 16:15 Busalla (364 m; 54 km) am Fluss Scrivia. Hier wäre ich ohne jeden Gebirgspass angekommen, wenn ich gemäß Variante (C) einfach den Flüssen Po und Scrivia gefolgt wäre! Ich stärke mich für den letzten Anstieg mit Lemon Soda, Cappuccino und Brioche und erreiche nach 2 km den sechsten Sattel Passo dei Giovi (472 m; 56 km). Ich freue mich über eine 22 km lange Abfahrt entlang der Polcevera bis ans Meer. 18:00 Uhr Genua (80 km). Albergo Massena Ü 30,- EZ.
Ich bin in einer Woche 640 km mit 4.485 Höhenmetern von Garmisch nach Genua geradelt.

Albergo Massena Genua

Albergo Massena Genua

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