Meilensteine |
(zusammengetragen von Dr. Volker Juds, Garmisch-Partenkirchen, als freie Meinungsäußerung unter Benutzung der "Chronik Bayerns", Chronik-Verlag)
Der älteste Bayer
Zwischen 700.000 und 500.000 v.Chr. Der älteste Bayer war ein Franke. Dies ergaben Ausgrabungen am Fuß des Würzburger Schalksberges. Man fand zwar keine menschlichen Knochen, wohl aber primitive Steinwerkzeuge.
Bayern Mutterland von Kuru (CJK, BSE)
Zwischen 16.000 und 1800 v.Chr. Knochenfunde bei Essing im Altmühltal und Tiefenellen bei Bamberg beweisen einwandfrei, dass bereits die ersten Bayern Kannibalen waren.
Medizinisches Besteck als Grabbeilage eines Arztes
Zwischen 320 und 150 v.Chr. In München-Obermenzing wird aller Wahrscheinlichkeit nach ein Arzt mit seinem Handwerkszeug bestattet. Es handelt sich um eine 11,6 cm lange Eisensonde zum Abtasten tiefer Wunden, einen Schaber mit einer Schleife am Ende zum Säubern derselben und ein kleines Sägeblatt mit Griff, das offensichtlich zum Öffnen der Schädeldecke verwendet wird.
Dirnenzunft
1306 Die Prostituierten von Würzburg schließen sich zu einer eigenen Zunft zusammen. Allerdings müssen sie auch Abgaben wie jeder Handwerker zahlen und hohe Gäste der Stadt gratis „versorgen".
Oberbayern erhält neues Gesetzbuch
7.1.1346 Durch vier seiner Söhne lässt Kaiser Ludwig IV., der Bayer, das geltende Recht "auz allen gerichten, steten und maergten" zusammenfassen. Mit seinen 350 Kapiteln ist das Werk eines der ältesten deutschen Territorialrechte. Das Gesetzbuch, in dem nun das Privat- und Strafrecht sowie das Prozessrecht zusammengefasst sind, gilt allerdings nur in Oberbayern.
Bayerische Gesundheitspolitiker im Mittelalter
Hebammenordnung
1491 Nach einer Verordnung dürfen Hebammen in Ulm (fast Bayern, deshalb in dieser Zusammenstellung aufgenommen) nur nach „strenger Prüfung" durch den Stadtarzt praktizieren. Sie sollen sich außerdem um arme und reiche Frauen mit gleicher Fürsorge kümmern und dürfen während der Entbindung keinen Alkohol mehr trinken.
Kopfloses Münchner Wahrzeichen 1493
Bayern Mutterland der Lebensmittelhygiene
24.4.1516 Herzog Wilhelm IV. erlässt auf dem Landständetag zu Ingolstadt das bayerische Reinheitsgebot, das älteste geltende Lebensmittelgesetz der Welt. Hiernach wird die Herstellung von Bier auf Gerste, Hopfen und Wasser beschränkt bei Strafe der Wegnahme von nicht vorschriftsmäßig gebrautem Bier.
Außen hui, innen pfui
1580 Der äußere Prunk des oberen Adels und des wohlhabenden Bürgertums täuscht. So die öffentliche Klage des Gelehrten Hieronymos Gardanus: „Selbst Männer und Frauen, die gefallen, wimmeln von Flöhen und Läusen, stinken von den Achselhöhlen, den Füßen und aus dem Mund..."
Hexenprozess in Schongau
1589 Nachdem Papst Innozenz VIII. 1484 amtlich die Hexenverfolgung erlaubt hat, findet in Schongau der erste und größte bayerische Hexenprozess statt. Für 63 Frauen endet er mit der Enthauptung, ihre Leichen werden verbrannt. Die letzte Hinrichtung von Hexen in Deutschland erfolgt 1775 in Kempten.
Passionsspiele in Oberammergau
27.10.1633 Die Pest geht um. In dieser Not macht der Gemeindevorstand das Gelübde, hinfort alle zehn Jahre die Tragödie vom Sterben Christi aufzuführen, wenn Gott ihren Ort vor der Pest schütze. Schon im darauf folgenden Jahr finden zu Pfingsten dann die ersten Passionsspiele statt.
Begründer der öffentlichen Gesundheitspflege
19.3.1745 Der Begründer der öffentlichen Gesundheitspflege Johann Peter Frank wird zu Rodalben in der wittelsbachschen Rheinpfalz geboren, die 1799 bzw. 1816 zu Bayern kommt. In 6 Bänden erarbeitet er das "System einer vollständigen medicinischen Polizey".
Bayern legt Aufgaben der Landgerichtsärzte fest
28.10.1803 Ein allerhöchstes Churfürstliches Rescript hat „die Landgerichtsärzte zur Würde der Staatsbeamten erhoben , sie besoldet, aber ihnen dadurch auch Pflichten auferlegt, welche jene, die vom Berufe eines jeden Arztes unzertrennlich sind, vermehren und an Wichtigkeit übertreffen. Um diese Pflichten, welche in die Statistik, in die Polizei und in die Rechtspflege einschlagen, zu kennen, noch mehr aber, um sie nie aus den Augen zu verlieren, werden selbe hiermit nach der bewährten Ordnung aufgezählt und die Gerichtsärzte zur strengsten Darobhaltung angewiesen". Die Landgerichtsärzte hatten „alle Geschäfte bei gerichtlichen und Kriminalvorfällen, Besichtigungen, Reisen in Epidemien und Endemien und viele Krankheiten, und überhaupt die ganze Ausübung der Medizinalforensis unentgeltlich zu verrichten und auch die Armen des Gerichtsbezirks unentgeltlich zu besorgen".
Bayern Mutterland des Impfschutzes
26.8.1807 Bayern führt als erstes Land der Welt die Impfpflicht gegen Pocken ein (Baden folgt 1815, England 1857, das Deutsche Reich 1874). Da die Möglichkeit, sich freiwillig impfen zu lassen, nur von wenigen genutzt wird, versucht man nun "die Kinsblattern-Seuche für die Zukunft durch eine allgemeine und gesetzliche Einführung der Schutzpocken-Impfungen gänzlich aus unseren Staaten zu verbannen". Als Folge der konsequenten bayerischen Impfpolitik werden 1871 im teilweise geimpften München nur 89 Pockentote auf 100.000 Einwohner, im ungeimpften Berlin dagegen 623 Pockentote auf 100.000 Einwohner gezählt.
Gesundheitsschutz der Allgemeinheit Kernaufgabe des öffentlichen Gesundheitsdienstes
8.09.1808 Im Edikt über das Medizinalwesen im Königreich Bayern von König Max Josef heißt es „... bewogen, einem der wichtigsten Teile der Staatspolizei, dem Medizinalwesen, um so mehr unsere vorzügliche Aufmerksamkeit zu widmen, als durch eine gute Bestellung die ersten Bedingungen zum individuellen Wohl eines jeden einzelnen Staatsbürgers im Zusammenhange mit den allgemeinen, allein erreicht und dauernd erhalten werden können."
Zugspitzbesteigung durch Amtsarzt
21.8.1835 Schon bei der vierten Ersteigung der Zugspitze, des höchsten Berges Bayerns, ist der Kreisphysikus Dr. Einsele dabei. Amtsnachfahre Dr. Juds folgt am 23.07.1995 seinen Spuren durchs Reintal zum Gipfel, den er bereits am 14.09.1991 übers Höllental erklommen hat.
Folgen bayerischer Suchtpolitik: 11.10.1848 Sturm aufs Pschorrbräuhaus wegen Bierpreiserhöhung
Hygieneprogramm gegen Cholera
23.4.1857 Nachdem bei der Choleraepidemie von 1854 in München 2.974 und in Nürnberg 300 Menschen starben, wird durch eine Ministerialentschließung insbesondere gegenüber der bayerischen Landbevölkerung die hygienische Notwendigkeit häufigen Badens hervorgehoben.
Bayern Mutterland der Hygiene
1878 Max (1883 von) Pettenkofer erhält in München den weltweit ersten Lehrstuhl für Hygiene.
Bayern schon wieder Spitzenreiter
5.2.1962 Bayern beginnt als erstes deutsches Bundesland mit der Schluckimpfung gegen die spinale Kinderlähmung (Polio).
Bayern Mutterland des Umweltschutzes
8.12.1970 Das weltweit erste Umweltministerium entsteht in Bayern. Darüber hinaus hat Bayern in Deutschland die mit Abstand beste Ökobilanz mit dem niedrigsten Energieverbrauch, der saubersten Luft und dem höchsten Anteil umweltfreundlicher Energieträger. Die CO2-Bilanz liegt in Bayern um 30 Prozent unter dem Bundesdurchschnitt.
Neues Gesundheitsdienstgesetz
12.7.1986 Als drittes Land nach Schleswig-Holstein und Berlin löst Bayern das alte Gesetz über die Vereinheitlichung des Gesundheitswesens aus dem Jahr 1934 durch ein eigenes Landesgesetz ab.
Bayern findet die Quadratur des Kreises
1.1.1996 Durch die Eingliederung der bis dato selbständigen staatlichen Gesundheitsämter in die Landratsämter sollen "die Effizienz der Gesundheitsfachverwaltung möglichst erhöht, gleichzeitig die Verwaltung gestrafft, wirtschaftlicher gestaltet und Stellen abgebaut, dabei aber die notwendige Bürgernähe gewährleistet werden" (aus der Gesetzesbegründung). Gleichzeitig entzieht der bayerische Landtag den Amtsärzten das Vertrauen. Die Zuständigkeit für die Beurteilung der Dienstunfähigkeit für Beamte und Richter des Freistaates Bayern wird von den Gesundheitsämtern auf die Regierungen übertragen.
Der Berg kreißt ein Mäuslein
1.8.2000 Der Ministerrat beschließt die „Reform des öffentlichen Gesundheitsdienstes in Bayern“. In dem 60-seitigen Konzept bleibt trotz des angestrebten Aufgabenabbaus praktisch alles beim Alten. Im wesentlichen werden lediglich die Zahl der amts- und schulärztlichen Untersuchungen verringert und die bisher regelmäßigen Hygienekontrollen auf anlassbezogene umgestellt. Bereits die 1. Stufe der Reform, die Umressortierung der Gesundheitsämter vom Innen- ins Sozialministerium im Jahr 1993 hatte sich als wenig weitsichtig erwiesen, da diese 1996 in die Landratsämter eingegliedert wurden, welche ausgerechnet zum Geschäftsbereich des Innenministeriums gehören.
Bayern schafft Gesundheitsämter ab
24.7.2003 Ein neues Gesundheitsdienst- und Verbraucherschutzgesetz ersetzt den im Bundesrecht frisch verankerten und in der Bevölkerung gut eingeführten Begriff "Gesundheitsamt" durch die unsägliche Bezeichnung "untere Behörde für Gesundheit, Veterinärwesen, Ernährung und Verbraucherschutz". Mit unzeitgemäß bürokratischer Hingabe werden 18-mal bayerische Rechtsvorschriften entsprechend geändert. Kurz danach trifft es das erst Anfang 2001 infolge der BSE-Panik geschaffene Gesundheitsministerium selbst. Am 14.10.2003 wird es als eigenständige Behörde aufgelöst und diesmal mit dem Umweltministerium zusammengelegt.
Bayerischer Gesundheitspolitiker der Neuzeit